Bye bye Fast Fashion
Textilien – egal ob das T-Shirt beim Joggen oder der Kissenbezug auf dem Sofa, – sind unsere zweite Haut – sie umgeben uns jeden Tag und überall. Doch habt ihr euch mal gefragt wo eure Kleidung genäht wird, wer sie näht und woraus sie besteht?
Wir konsumieren so viel und so oft wie noch nie zuvor und der Trend ist steigend. Gleichzeitig tragen wir unsere Kleidung im Durchschnitt nur ein paar Mal und werfen sie dann in die Tonne. Dabei vergessen wir, wie viel Arbeit und Ressourcen verwendet werden. Mode darf kein Wegwerfprodukt auf Kosten von Mensch und Umwelt bleiben. Die weltweite Textil-und Bekleidungsindustrie ist gegenwärtig für 92 Millionen Tonnen Abfall jährlich verantwortlich. Allein in Deutschland werden jährlich 1,3 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt. Die Textillieferkette zeigt deutlich wie global unsere Verantwortung ist und welche Folgen für Umwelt und den Menschen entstehen.
Etwa 60 Millionen Menschen weltweit sind in der Textilproduktion beschäftigt. Dabei stellen Frauen den größten Anteil mit 80% dar. Hungerlöhne, unbezahlte Überstunden Gesundheitsgefährdung und psychische Übergriffe sind nur einige Probleme denen viele ausgeliefert sind. Egal ob Discounter oder Modemarke, den Preis am Ende zahlen die Arbeitnehmer*innen in der Textilproduktion. Die Löhne in den Herstellerländern sind oft weit entfernt von existenzsichernden Löhnen. Auch Covid-19 hat eine große Auswirkung auf die Branche und das Leben der Beschäftigten. Viele große Modefirmen haben ihre Aufträge in Millionenhöhe umgehend storniert. Viele Beschäftige mussten mit Lohnausfalls rechnen und hatten keine sonstige soziale Absicherung. Hinzukommt, dass viele trotz Ansteckungsgefahr trotzdem in den engen Produktionshallen ohne Masken arbeiten mussten.
Bis wir Kleidung im Laden oder bei uns zu Hause anprobieren, legt sie oft einen Transportweg bis zu 20.000km zurück und hinterlässt einen gigantischen CO2-Fußabdruck. Die Textilindustrie zählt nach der Erdölindustrie zu den größten Klimasündern weltweit. Berechnungen zeigen, dass die Textilindustrie mehr Treibhausgase produziert als die Schifffahrt und Flugverkehr zusammen.
Als EU müssen wir eine Vorbildrolle einnehmen und dafür sorgen, dass die Textilien die bei uns in den Läden verkauft werden einen hohen Umwelt- und Menschenrechtsstandard garantieren. Die Verantwortung für nachhaltigen Einkauf sollte nicht länger nur auf die Verbraucher*innen abgewälzt werden, sondern das bestehende lineare Model muss gestoppt werden – hin zu einem kreislauffähigen und menschenwürdigen Model, dass nicht auf Masse setzt. Dafür brauchen wir verpflichtende Gesetzgebung, denn bis jetzt wurde die Textilindustrie relativ unberührt gelassen. Doch damit muss jetzt Schluss sein!
Ich fordere eine europäische Gesetzgebung, die garantiert, dass Mode nicht auf Kosten von Naturzerstörungen und Menschenleben produziert wird. Eine Gesetzgebung die verhindert, dass unverkaufte Kleider nicht einfach zerschreddert werden oder auf der Mülldeponie landen, nur weil sie nicht mehr dem aktuellen Modetrend folgen oder das Lager voll ist. Eine Gesetzgebung die menschenunwürdigen Arbeitsplätze verbietet, auch hier in Europa. Mit dem Europäischen Green Deal haben wir jetzt die Chance zu entscheiden, ob nachhaltige Kleidung nur ein Lebensstil für bestimmte Gruppen von Menschen sein wird, oder ob sie zur Normalität wird. Wir brauchen keine weiteren Aufklärungskampagnen – diese helfen weder der Industrie noch Verbraucher*innen eine kreislauffähige und menschenwürdige Textilbranche zu gestalten. Eine Welt ohne Kleidung ist nicht möglich. Wir brauchen einen ganzheitlichen und legislativen Ansatz, um die Umwelt- und Klimaauswirkungen von der Textilproduktion einzudämmen. Als Berichterstatterin im Umweltausschuss für nachhaltige Textilien kämpfe ich dafür!